Uli Seiler
Uli Seiler, geboren 1966 in Sieglar.
Schrieb bis vor kurzem nur Einkaufszettel und Wunschzettel an den Ehemann („ bitte Müll raus bringen“).
Laut Angaben ihres Gatten hat sie keine Zeit zum Wiedereinstieg in den Beruf, ihrer vielen Hobbys wegen – und jetzt schreibt sie auch noch!
Küsschen
Zu jeder Tageszeit.
Ich weiß, wie das mit dir ist.
Ich weiß, ich werde es wieder bereuen.
Ich weiß, ich komme nicht an dir vorbei.
Wie du schon wieder in der Kiste liegst,
du sollst mich nicht immer so anlachen.
Man sollte sich nicht gleich hingeben
– schon schmelze ich mit dir dahin.
Meine Knospen lassen keinen Zweifel.
Du bist meine Praline.
Willst mich schon wieder verführen.
Ich weiß wie das ist mit dir.
Werde bereuen nachgegeben zu haben.
An dir komme ich nicht vorbei.
Generationen mit Zeitgeist
Als meine Oma Teenager war, nein falsch – sie war noch eine Jugendliche,
oder allenfalls ein Backfisch. Jedenfalls als
sie im Alter von 15 Jahren zu Hause etwas Knorke fand, sind ihre Eltern
fast hinten über gefallen. „Wenn man ausdrücken will dass etwas klasse
ist, dann sagt man das auch so. „Etwas ist klasse oder sehr gut“ sagten
sie. Meine Eltern brachten ihre Eltern damit auf die Palme, dass sie
Hühnersprache sprachen. Für phantasielose Erwachsene unverständlich.
Washasdefas machhastefachst duhudefu nachhachdefach derherdefer
schuhudefulehedefe. Heißt: was machst du nach der Schule. Als ich
Teenager war, schockte ich meine Eltern mit lila Haaren und Jeans an
Sonntagen, ich sprach nicht viel. Meine Kinder ruhen sich nicht aus,
nein die chillen. Niemand mehr kleidet sich heutzutage adrett – sondern
voll stylisch. Und was gestern noch cool war ist jetzt geil und morgen
keine Ahnung was vielleicht knorke, die Mode kehrt schließlich auch wieder.